In Peru gilt Quinoa, eine glutenfreie Samenpflanze, schon seit mehr als 5.000 Jahren als nährstoff- und energiereiches Grundnahrungsmittel. In Europa sind die Samen die-ses Gewächses erst seit einigen Jahren bekannt und gelten als das Superfood schlechthin. Die Nachhaltigkeitsbilanz von in Europa angebotenem Quinoa ist jedoch katastrophal. Es wächst fast ausschließlich in seiner Herkunftsregion in den Anden. Die hohe Nachfrage in Europa treibt den Preis in den Herkunftsländern in die Höhe, was dazu führt, dass die Bevölkerung vor Ort auf weniger nahrhafte Lebensmittel zurückgreifen muss. Bei der Veranstaltung „Ernährung anders gestalten – nachhaltige Ernährung in der StädteRegion Aachen“ appellierte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion StädteRegion Manfred Bausch deshalb: „Global denken, lokal essen!“

Die SPD-Fraktion hatte zum ersten Mal zu einer ernährungspolitischen Diskussionsveranstaltung geladen. Rund 40 Interessierte aus lokalen Nachhaltigkeitsinitiativen und aus Wirtschaft, Verwaltung sowie Politik waren der Einladung gefolgt.

„Wir wollen die Ernährungspolitik zurück auf die kommunale Ebene holen“, stellte der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Peters zur Begrüßung fest. „Die SPD-Fraktion möchte einen Impuls zu der Diskussion darüber liefern, wie in der StädteRegion Aachen dauerhafte Strukturen zur Beschäftigung mit regionaler und nachhaltiger Ernährung geschaffen werden können.“

Eine Möglichkeit für eine dauerhafte Struktur sieht die SPD-Fraktion in der Einrichtung eines so genannten Ernährungsrates. Ernährungsräte sind „Werkzeuge“, mit denen die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene gestaltet werden kann. Sie bringen Menschen aus den unterschiedlichsten Initiativen und Organisationen zusammen, um vor Ort in einer Region soziale und ökologisch nachhaltige Ernährungssysteme zu schaffen.

In den USA unter der Bezeichnung „Food Policy Council‘“ bereits seit 40 Jahren bekannt, gibt es in Deutschland erst sehr wenige Ernährungsräte. In Köln existiert bereits seit rund drei Jahren ein Ernährungsrat. In der Domstadt engagieren sich hierin rund 30 Mitglieder aus (Land-)Wirtschaft, Zivilgesellschaft sowie Politik und Verwaltung. Vorsitzender des Ernährungsrates Köln ist der Journalist und Filmemacher Valentin Thurn, der mit dem Film „Taste the Waste“ im Jahr 2011 die Wahrnehmung von Lebensmittelverschwendung nachhaltig veränderte und damit Initiativen wie „foodsharing“ anstieß. Thurn berichtete in der Veranstaltung der SPD-Fraktion über die Arbeitsweise des Kölner Ernährungsrates und rief das Publikum dazu auf, sich lagerübergreifend für die Ernährungspolitik in der StädteRegion Aachen zu engagieren. Nur wenn man sich breit aufstelle und die Kräfte bündele, könne die Ernährungswende auch in der StädteRegion in Bewegung kommen.

In der anschließenden Diskussion wurde schnell klar, dass ein Forum wie ein Ernährungsrat von zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren gewünscht wird.

„Ich freue mich, dass es in Aachen bereits eine kleine Gruppe von engagierten Personen gibt, die die Gründung eines Ernährungsrates vorantreiben möchte“, zieht Manfred Bausch ein durchweg positives Fazit zum Austausch der SPD-Fraktion. „Wir werden den Fortgang gerne weiter politisch begleiten und Politik sowie Verwaltung in der StädteRegion für dieses wichtige Thema sensibilisieren.“

Die Gründungsinitiative „Ernährungsrat Aachen/Euregio“ trifft sich am 16.04.2019 um 19:00 Uhr im Restaurant Pfannenzauber (Suermondtplatz 12, 52062 Aachen). Kontakt über aachen@slowfood.de