In Alsdorf haben der Kreisverband Aachen-Land der Arbeiterwohlfahrt und der SPD-Unterbezirk in der Städteregion eine gemeinsame Kampagne vorgestellt. Bis in das Jahr 2017 werden sich beide Verbände intensiv mit dem Thema Armut auseinandersetzen.
„Über Armut zu sprechen, ist ein großes Tabu in unserer Gesellschaft. Wen es nicht betrifft, der denkt am liebsten nicht drüber nach und wer selbst in Armut ist, schämt sich sehr oft dafür“, erklärte Martin Peters, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks, „wir haben uns ganz bewusst entschieden, den Finger in diese Wunde zu legen.“
Hans-Peter Göbbels, AWO-Kreisvorsitzender, ergänzte: „Solidarität ist unser Markenkern. Wir müssen wieder in den Vordergrund rücken, wofür wir uns seit bald hundert Jahren einsetzen.“
Die Kampagne wird zwei Gruppen und deren Stellung in der Gesellschaft besonders in den Fokus nehmen: Zunächst geht es um Frauen in Armut.
„Wir wissen, dass Frauen ein viel höheres Armutsrisiko haben als Männer. Besonders gefährdet sind Alleinerziehende – zu 70 Prozent sind sie in Armut oder von Armut bedroht“, sagte die Landtagsabgeordnete Eva-Maria Voigt-Küppers.
Der zweite Schwerpunkt der Kampagne liegt auf der Armut von Kindern. „Obwohl Deutschland eins der reichsten Länder der Welt ist, sind erschreckend viele Kinder von Armut betroffen. Und materielle Armut führt oft direkt zu Bildungsarmut. So schaffen Kindern aus armen Familien viel seltener einen guten Schulabschluss oder eine Universitätsausbildung“, erklärte Matthias Feilen vom AWO-Kreisvorstand.
In der Städteregion Aachen lebt jedes fünfte Kind in einem Haushalt, der von staatlichen Transferleistungen abhängig ist.
Um etwas gegen Armut unternehmen zu können, müsse das Thema von Gesellschaft und Politik endlich wieder ernsthaft wahrgenommen werden. Die Gründe für Armut müssten identifiziert und bestmöglich beseitigt werden, so der Tenor.
Der Kampagne ist bereits eine halbjährige Arbeitsphase vorausgegangen: Sowohl auf der letzten AWO-Kreiskonferenz als auch auf dem SPD-Unterbezirksparteitag war ein gleichlautender Antrag beraten und beschlossen worden. Er dient als Grundlage der Kampagne und ist in einen Forderungskatalog gemündet.
Auch der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: „Im Sommer beginnen die Parteien, über ihre Programme zur Landtags- und Bundestagswahl 2017 zu sprechen. Aus der Städteregion soll ein starkes Signal ausgehen, was unsere Forderungen für eine gerechtere Gesellschaft sind“, führte Hans-Peter Göbbels aus.
Bis zum Frühjahr 2017 sind mehrere öffentliche Aktionen sowie eine Konferenz mit Sozialverbänden geplant.